Oregon nach Kalifornien

ER: "Hörst Du das nicht? Da schleicht was ums Auto.“ SIE: „Okay“. ER: „Ich geh raus und schau nach“. SIE folgt ungefragt. Das Licht der Taschenlampe sucht die Lärmquelle und…findet sie in den Augen eines Schwarzbären der uns in etwa genau gleich erschrocken anschaut wie wir ihn. JAAAAA UNSER ERSTER Bär auf dieser Reise! Und das auf 15 Meter Auge in Auge - was für ein schönes, wenn auch kurzes Erlebnis (sein Schrecken über uns war grösser als unser über ihn).

Wir hatten fantastische Tage an der Westküste von Oregon und Kalifornien. So haben wir es uns vorgestellt. Einsame, teils wilde Strände (kilometerlang). Rauhe Luft - traumhafte Küstenabschnitte und nicht minder schöne Immobilien. Wir hatten kalte Nächte und schöne Tage (Regen haben wir seit Wochen nicht mehr gesehen). Wenn wir einen Ort herauspicken müssen dann soll das Mendocino sein (klar, mit diesem Namen muss es einfach schön sein). Es war wirklich ‚mendocinoistisch‘. Ein kleines US amerikanisches Städtchen mit vielen guten Cafés - guter Stimmung und einem Panorama das einem einfach bleiben lässt. Wir haben „Knarren-Judy“ getroffen. Die Inhaberin einer Garage und Tankstelle. Sie machte von Beginn weg keinen Hehl daraus, dass sie ihre Waffen NIE abgeben würde. Okay - darf sie. Nett war das Gespräch allemal.
Von Mendocino, wo wir länger geblieben sind als ursprünglich geplant, sind wir weiter gezogen der Küste entlang bis zum Redwood Nationalpark. Wir haben in diversen State Parks übernachtet die einfach nur genial sind zum campen. Für USD 20 - 30 bekommst Du einen guten Stellplatz, Feuerstelle, Tisch und sehr saubere sanitäre Anlagen. Plus immer eine Möglichkeit mit Einheimischen und/oder ebenfalls Reisenden ins Gespräch zu kommen. So wie Achim und Marianne - siehe Rendez-Vous.

Wir schwören, wir sind keine "Baumumarmer" - aber was im Redwoods Nationalpark abgeht ist wirklich nicht von dieser Welt. Bäume so gross wie 30-stöckige Häuser…. und da standen wir. Schauten, staunten und fühlten uns einfach nur winzig. Du schaust rauf und siehst teilweise nicht mal die Krone, berührst die Rinde und denkst „Scheisse sind wir unbedeutend“. Wir haben eine unvergessliche Wanderung in diesem Wald gemacht und mit dem Licht und der Einsamkeit kamen wir uns tatsächlich wie im Star Wars Film ‚Return To The Jedi‘ vor. Gewaltig! 

Kjell aus Schweden haben wir früh morgens mitten im Wald getroffen. Mit dem Fahrrad von Kanada nach Mexico unterwegs - wenig Gepäck - schläft in der Hängematte. Und wir Weichbecher (also eigentlich nur ER und ich) jammern in der Nacht sei es zu kalt. Ein junger Typ, ohne Angst und voller Neugierde was die Welt zu bieten hat. Mit einem Lachen das uns von der ersten Sekunde an eingenommen hat. Schön gibt es solche Menschen - schön dürfen wir immer wieder solche Menschen kennenlernen.

Nach über 1000 Kilometern und vielen Stopps sind wir über den Point Reyes National Park ins Napa Valley gefahren. Wir hatten eine schöne und vor allem warme Zeit in dieser tollen Weinregion. Alles was Rang und Namen in der US Weinindustrie hat, ist hier angesiedelt. Eine teure Region. Das Valley von Rebbergen und schönen Weingütern gesäumt. Wir haben das bekannte Schweizer Weingut The Hess Collection Winery mit seiner tollen Kunstsammlung besucht und direkt in Napa wie Könige übernachtet - muss auch mal sein! ;-).

Wieder im Landesinnern sind wir über Sacramento zum Lake Tahoe gefahren. Das heisst, wir haben ihn komplett umfahren (100 km). Der schönste der Welt soll er gemäss Marc Twain sein. Ob er wirklich der schönste ist, wollen wir nicht beurteilen. Schön ist er und die Szenerie an der Küste ist sehr abwechslungsreich. Wir haben jeden Kilometer und jede Nacht am See (obwohl sehr kalt) genossen. Wild und doch zivilisiert. Und mit 500 Meter der dritt tiefste See der USA. Kurz Nevada gestreift mit der Stadt Reno und danach durch schöne Landschaften in den leider komplett überlaufenen Yosemite Nationalpark. 4 Mio. Besucher pro Jahr. Die Natur atemberaubend - die Temperatur in der Nacht leider auch (minus 8 Grad). Der Kuhnagel in der Früh hat uns Beine gemacht und so sind wir ohne grosses Zögern weiter gezogen.

Und jetzt? Jetzt sind wir im Sequoia Nationalpark. Nicht minder schöner - aber mit wenig Besuchern. Wir haben den grössten Baum der Welt bestaunt. Diese Riesen sind etwas kleiner als die vom Redwoods Nationalpark, jedoch dafür breiter. Bis zu 30 Meter Umfang ist doch eigentlich unvorstellbar. 

Wir haben einen guten und etwas tiefer gelegenen Campingspot gefunden und dabei noch die beiden reiselustigen und sehr sympathischen Psychiaterinnen Theresa und Anna made in Bayern kennengelernt. 

Wir sind morgens die 400 Stufen des Moro Rocks raufgestiegen und haben die Weitsicht und Ruhe genossen. 

Bei der Weiterfahrt ist dann noch eine Riesenspinne über die Strasse spaziert. Tausend Gedanken schiessen durch den Kopf. Was war das für ein Kreatur? Springt die mich an, wenn ich näher komme? Ist sie giftig? sogar tödlich? Im Visitor Center wurden wir aufgeklärt. Eine Tarantel. Beissen würde sie. Die Auswirkungen seien in etwa so wie bei einem Wespenstich. Es sei Paarungszeit und die haarigen Achtbeiner und Achtäuger!! würden in dieser Zeit des Jahres bis zu 1.6 km gehen um ihr perfektes Weibchen zu finden - und wenn’s ganz blöd läuft, wird das Männchen nach der Paarung gleich auch noch aufgefressen… In Coarsegold, einem kleinen Dorf, welches wir vor Tagen durchquert haben, pilgern scharenweise Taranteln hin um ihrem Liebesrausch zu frönen. Die Einwohner nehmen das als Naturereignis hin und feiern dies sogar noch mit ihrem ‘Coarsegold Tarantula Festival’. Tooooll… lieber ihr als wir! …SIE hat sich noch Stunden danach nicht vom Schock erholt.

‘Ich habe heute leider kein Bild für dich’ - die Erinnerung, der Ekel und die gleichzeitige Faszination bleiben.

Next stop Death Valley, Mojave Desert und Las Vegas. Auto wird dann dort sicher eingestellt und die Vollis gönnen sich Ferien…..endlich. :-)

Euer Zebu und die Vollis

PS: Link zu den Rendez-vous

PSS: Die Bilder sind unter Redwood_Mendocino und Napa_SequoiaNP abgelegt

PSSS: die Route findet ihr auf der Frontseite ganz unten

anbei einige Handy-Schnappschüsse und Eindrücke

rita vollenweider