Von Portland nach Philadelphia

Wir geniessen die Fahrt im Toyota der Ostküste entlang. Der Sommer hat uns schon lange und wir verbringen ruhige Tage auf den Strassen und auf den Campsites. Sprechen da ein paar Worte und dort - alles ganz entspannt und ohne Komplikationen. In Portland, Maine haben wir Candy und Matt (siehe Rubrik „Rendezvous“ - 2. Begegnung in Neufundland) wieder getroffen. Drei Tage sind wir geblieben und was die beiden uns geboten haben ist grossartig. Candy hat uns sämtliche umliegende Sehenswürdigkeiten und ‚ihr‘ Portland gezeigt. Wir haben sehr fein gegessen, so viel gelacht wie lange nicht mehr.
Auch Bingo Stand auf der To-Do-Liste. Das wollten wir unbedingt machen.
Wir sind bereits beim Reinkommen aufgefallen und wurden ausgefragt von rüstigen Rentnerinnen was wir hier machen. ER hat seinen nicht vorhanden Charme eingesetzt und „Guetzli“ erschnorrt während SIE sich die verschiedenen Bingoarten hat erklären lassen. Das ganze dauerte über 2 Stunden und man muss echt auf Zack sein - und ja, unser lieber Stu zu Hause würde jetzt sagen „war ja klar“ - ER hat prompt gewonnen (was zu grossem Gelächter im Saal geführt hat). „This is a good one - and he doesn’t even know the rules“ kam von der Speakerin. Tja, meine lieben Golden Girls - wenns um Kohle geht müsst ihr mit uns Switzerländers rechnen. …. dass es nur 30 Bucks waren erzählen wir niemandem. Erster Bingo-König ist erster Bingo-König! 

Zur Feier des Tages ging es am Abend sogleich ins Autokino. Und das war genau so, wie wir es aus den Filmen kennen. Man fährt rein - Elvis Presley Musik schallt über das Grundstück - sucht sich seinen Platz, stellt das Radio auf die richtige Frequenz, schraubt die Lautstärke hoch, kurbelt die Fenster runter, nimmt sein Camping Equipment raus und tischt auf. Die Jugendlichen kommen mit ihren Pickups, holen Kissen raus und machen es sich auf ihren Ladeflächen bequem. Der Film The Lion King verkommt vollkommen zur Nebensache, obwohl mich das grausame Heimweh gepackt, mir meine Streifen gleich im Zickzack auf dem Bauch stehen. Es herrscht eine total gute Stimmung. Friedlich, sympathisch und irgendwie romantisch - ‚Eastcoast-like‘ halt. Der Abschied von Candy und Matt fiel schwer - DANKE EUCH BEIDEN!

Unser Weg führte uns von Portland nach Boston. Zu Boston gehört für uns Mark Wahlberg, die Red Sox (Baseball) und die Harvard University. Das Fenway Stadion haben wir besucht, Marc Wahlberg hatte keine Zeit (aber in einem seiner Wahlburger-Restaurants waren wir trotzdem). Einen Besuch auf dem Unigelände haben wir uns für Yale aufgehoben. So haben wir die Museen, die Stimmung in der Stadt, das Meer, die Wale und die vielen schönen Orte sehr genossen. 

Eine Nacht durften wir bei Iris und Charlie in New Hampshire verbringen. Kennengelernt haben wir die beiden auf einem Campingplatz (siehe Rendez-vous) in Maine. Ein schöner Abend mit gutem Essen und vielen interessanten Gesprächen über das Leben in den USA. Auch hier wieder eine extrem sympathische und grosszügige Gastfreundschaft die uns begeistert. Wir sehen uns sicher wieder - Charlie organisiert geführte Motorradtouren im Berner Oberland.

Unser Toyota brachte uns zum Ferienparadies Cape Cod. Provincetown ein sehr hübsches und farbenfrohes Städtchen am hintersten Zipfel der Halbinsel, hat uns einige Tage verweilen lassen. Die wunderschöne Natur am Meer und im Wald haben wir mit dem Velo erkundet. Baden war leider nicht erlaubt. Haie wollten wir auch nicht aus der Nähe sehen. Es war heiss, die Mückendichte stieg an und so haben wir uns aufgemacht ins 300 Kilometer entfernte New York zu reisen.
Dieses Mal war es aussergewöhnlich für uns. Man fährt ja nicht jeden Tag mit seinem eigenen Auto in eine der geschäftigsten Städte der westlichen Welt. Und wir können euch sagen…voll easy. Wir waren schneller mitten drin als wieder draussen. Parkiert haben wir gleich vor dem Hotel - ein Glücksfall in New York. 

Sehr speziell war für uns der Besuch am Broadway wo wir ein Stück mit Hollywood Schauspieler Jack Gyllenhaal erleben durften. Super nahe, super eindrücklich! Er ist wirklich ein Schauspieler erster Klasse. Ansonsten New York wie immer - etwas hektisch, tolle Museen, etwas teuer, etwas überlaufen mit Touristen, aber doch faszinierend. Auch da packten wir die Fahrräder und radelten um die Häuser bevor wir nach drei Tagen wieder weiter zogen. 
Das kurze Aufheulen der Sirene der Polizei gab uns zu verstehen, dass wir anzuhalten haben - und das Mitten auf dem Highway. ER schon leicht genervt den Blinker gesetzt und an den Rand gefahren. Der schwarze zivile Mustang, der uns zuvor schon länger von allen Seiten beäugt hatte, lässt die Scheibe runter und ‚Bruce Willis‘ lächelt. Nach kurzer Erläuterung, dass unser Fahrzeug nicht in den USA registriert ist und wir nur auf der Durchreise nach Argentinien sind, wurde uns ein kurzes ‚Good Luck!‘ entgegnet und schon war alles gegessen. Hach, das war’s schon? Das tönt im Film jeweils anders…

Philadelphia. ‚Philly‘ wie sie die Einwohner gerne nennen. Da sind wir jetzt und uns gefällt die Stadt ungemein. Sie ist kleiner, ruhiger und übersichtlicher als New York aber immer noch eindrucksvoll. Wir haben die Treppe welche Sylvester Stallone im Rocky 4 raufgerannt ist ebenfalls ‚bezwungen‘. Haben uns über die Unterzeichnung der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und Verfassung informiert (überall Geschichte in dieser Stadt), haben unzählige Museen besucht - Das Philadelphia Museum of Art ist ein Highlight!-haben Starbucks reich gemacht, für Ueli Maurer auf einem Kriegsschiff spioniert und waren im einst bekanntesten und teuersten Gefängnis der Welt, welches für diverse Hollywood Filme schon als Schauplatz gedient hatte (u.a. Mad Max mit Tina Turner, 12 monkeys etc.) und auch Al Capone Unterschlupf im wahrsten Sinne des Wortes bot. What a city - Kultur, Architektur, Geschichte und Show. Eine tolle Stadt die wir jedem nur empfehlen können.

Was uns hier ganz speziell auffällt. Die Amerikaner sind so unglaublich stolz auf ihr Land und ihre Armee - letzteres geniesst einen sehr hohen Stellenwert. Patriotismus ist überall klar zu erkennen - man ist stolz Amerikaner zu sein. 

Wir übrigens auch! We love you, Switzerland!! :-)

Die nächsten Tage verbringen wir in der Schaltzentrale der Welt - Washington DC. Vorerst unser südlichster Punkt. Schliessen danach das Eastcoast-Abenteuer ab und schauen, wo uns unsere Reise hinführt. 

Euer Zebu und die Vollis

PS: Wir sehen euch hier überall… Doppelgänger wo wir hinschauen. Wir müssen schmunzeln und denken dann an euch. Ob Denise, Okle, Sara, Didi, Papa Francis, Michi, Lisa, Barbara oder Gian Marco….und wir sind uns sicher, weitere folgen und das ist schön.

Bilder unter Portland_Boston & CapeCod_Philly

anbei einige Handy-Schnappschüsse


rita vollenweider