Von Kanada nach Maine/USA

Noch mit schönen Erinnerungen von der Prince Edwards Islands (PEI) sind wir über die längste Brücke die WIR jemals gefahren sind, zurück aufs Festland gerollt. Also weiter nach Süden - weiter Richtung USA. Ursprünglich war nicht geplant so lange in Kanada zu bleiben. Ursprünglich war angedacht (wie eigentlich fast Panamerica-Reisenden) sofort das Land zu durchqueren und rüber nach Alaska zu flitzen. Nun gut, wir sind nicht die „Anderen“ und wir wollten nicht auf Maine, Cape Cod, Boston oder das weisse Haus verzichten. Und wenn wir das jetzt nicht machen, machen wir es nie mehr! Und was ist schon ein Plan, wenn man ja eigentlich keinen hat.

Wir trafen Brigitta und Paul in einem State Park weiter südlich. Zwei liebe Reisende die uns ebenfalls inspirierten in Sachen Reisen immer noch einen Schritt weiter zu gehen. Wir trafen sie damals auf Ihrer 7 jährigen Weltreise irgendwo in Kenya, als wir selber Afrika für mehrere Monate bereisten. (und wenn ich sage irgendwo, dann meine ich irgendwo). Nun sind sie auf ihrer Bucket List Tour und bereisen die Welt einfach gleich nochmals….wenn wir Menschen kennen, die behaupten können die Welt gesehen zu haben, dann sind es die beiden. Danke für den erneut schönen Abend und hoffentlich bis bald an der Westküste der USA.

Wir reisten weiter in den Fundy Nationalpark in New Brunswick und gewöhnten uns weiter an ein Leben im Freien mit ein paar Schlafstunden im Auto - es passt. Vieles passt! Wir fühlen wie wir langsam runter kommen, haben das Reisegefühl aufgenommen und wollen mehr sehen. ER ein bisschen schneller als SIE - aber immer miteinander. 

Wir haben uns für den östlichsten Grenzübertritt in die USA überhaupt entschieden - von St. Andrews (wunderschönes Küstenstädtchen) wollten wir den unkonventionellen Weg über zwei Inseln mit Fähren gehen, um dann von Campobello Island direkt nach Maine ‘einzufallen’. Der Grenzübergang ist weniger busy dachten wir - da hat es sicher extrem gelangweilte Grenzbeamte die es super lässig finden, wenn 8 Eidgenossenbeine rein wollen. Dachten wir…..

Eines vorneweg - er war höchst korrekt - er war zwar förmlich aber immer freundlich - das Auto fand er interessant aber unser B2 Visa hat er nicht gekannt. Daher haben wir ihm (das gehört sich so als Schweizer) geholfen es zu verstehen und als dann doch der Satz „Okay, I’ll give you 12 month“ kam, hat er sogar gelächelt. Wir auch - alles richtig gemacht und los gehts…Maine, here we are!

Zuerst zur Tankstelle und komplett aufgetankt (ER hat gelächelt bei der Kasse - kein Wunder bei 70 Rappen der Liter). Das Wetter hält was es seit Tagen schon angedeutet hat. Wir haben hoch offiziell also auch den Sommer gefunden und…wir haben Maine gefunden oder Maine uns. Seit dem ersten Augenblick fühlen wir uns sehr wohl hier. Die Häuser wie man es aus den Filmen von Stephen King kennt (sein Haus haben wir auch noch besucht). Ja, wer seine Bücher gelesen hat findet sich hier wieder. Genau so sieht es auch aus. Extrem gepflegte Häuser und Grundstücke. Überall amerikanische Flaggen. Man ist stolz Amerikaner zu sein und zeigt das. Wir geniessen jeden Kilometer und sind fast schon „geflashed“ von der Ordentlichkeit und der Schönheit dieses Bundesstaates. Die Menschen sind auch hier sehr freundlich und interessiert, kaum sehen sie unser Auto. „Fucking awesome“ hört man von allen Seiten. Der Verkehr wird aufgehalten und Fotos gemacht. Wir wissen nicht wo im Netz wir überall auftauchen werden, aber wir sind sicher schon auf über 1000 Handys... verdammt, wir hätten 1 Dollar pro Foto verlangen müssen.

Wir mögen sie die „Mainer“ und sie mögen uns…wir hätten es nicht gedacht, aber die sind wirklich „great“. Dass nicht alle wie in Maine sein werden ist uns auch klar, daher geniessen wir es umso mehr.

Wir haben den schönen Acadia Nationalpark für drei Nächte besucht. Auch dort wieder wunderbare Menschen kennengelernt. Z.B. unsere Campingnachbarn aus Manhattan die unbedingt möchten, dass wir bei Ihnen vorbei kommen. Oder Martin und Daniela mit ihrem Land Rover, die gerade die USA durchquert haben und nun die Heim- und Weiterreise in Angriff nehmen.
Sind weiter gefahren immer an der Küste entlang und hatten einen schönen Übernachtungsplatz nach dem anderen (sehr oft auch in State Parks die kleiner als die National Parks sind) - alles ist sauber und freundlich. Auf der Moorings Campsite wurden wir von 20 Saisonalen zur täglich stattfindenden Happy-Hour eingeladen. Die meisten altgediente Militärveteranen (Navy und Marines) was sie mit jeweiligen Fahnen an ihren Fahrzeugen stolz zeigen). Wir staunen einmal mehr wie offen, humorvoll und glücklich diese Menschen sind. Das eine Paar ist seit über 10, das andere über 20 Jahre mit ihrem fahrenden Palast (über 15 Meter lang) im Land unterwegs und würden es genau so wieder tun. Und das sind Menschen, die genug Geld hätten irgendwo in einer schönen Villa zu leben. Sie wirken auf uns sehr agil und jung geblieben - vielleicht genau deswegen. Bewegung hält jung!

Die Küstenstädte sind im übrigen sehr schön. Es gibt viele coole und sehr gute Cafés und Geschäfte. Wir haben bei den schönsten gehalten, sind an den Yachthäfen spazieren gegangen, haben uns hingesetzt und einfach nur wahrgenommen. Überhaupt sind wir langsam unterwegs (mehr als 100 KM pro Tag machen wir noch nicht - manchmal bleiben wir 2 Nächte) immer im Wissen das wir etwas schauen müssen wegen den Jahreszeiten. Aber eben, zu viel vorausplanen möchten wir nicht. Was wir definitiv wissen, wir fahren weiter der Küste entlang bis Washington DC (diese Stadt muss ein architektonisches und kulturelles Highlight sein) und werden dann anfangen die 6000 Kilometer an die Westküste unter die Räder zu nehmen (allerdings nicht direkt sondern auch mit Umwegen den Nationalparks nach). Weiter runter in den Süden werden wir vorerst nicht fahren - die Hurricane Season hat begonnen und die Hitze sei bereits jetzt schon krass, hören wir von allen Seiten. Florida können wir auch mal so machen ….

Gestern sind wir auf die Campsite gefahren wo wir nun das Wochenende verbringen und prompt hat der Motorhome Toyota Club New England sein Treffen dort. Sie sind aufgesprungen wie Katzen die eine Gurke sehen und sind winkend und rufend auf uns zugerannt. Sie wollten alles sehen, alles wissen, alles anfassen und alles fotografieren. Hahaha - war noch lustig und doch ein echter Zufall. Nach 2 Stunden und 20 Clubsticker konnten wir dann weiter fahren zu unserem Platz. Die haben sich so gefreut uns zu sehen. …wie gesagt 1 Dollar pro Foto, dammi.

Aktuell sind wir in Portland/Maine. Hier besuchen wir Candy und Matt die wir in Neufundland kennengelernt haben und die uns sooo viele wertvolle Tipps gegeben haben. Danach gehts Richtung Boston und New York, vielleicht mit einem Zwischenstopp. Eventuell auch noch ein Besuch bei Charly und Iris in New Hampshire, die uns ebenfalls eingeladen haben.

Und ja - wir schlafen praktisch ausnahmslos im Auto und finden es super. Gehen ab und zu joggen oder wandern - lesen wieder Bücher, reden mit Menschen und geniessen die Natur die uns hier verwöhnt. Wir haben begonnen die vom Lagerfeuer geschwängerte Luft zu mögen, schlafen manchmal mit dem Rauschen der Wellen ein und dürfen bei lautem Vogelgezwitscher früh aufwachen. Das Budget konnte bis jetzt auch eingehalten werden auch wenn die USA in der Tat nicht ganz günstig ist. Wild campen sagt uns hier bis jetzt nicht zu und ist auch in dieser Region nicht gerne gesehen.

Es geht uns gut und wir setzen alles dran, dass es so bleibt. Liebe Grüsse an euch alle - nebst der schönen Zeit hier vermissen wir euch alle und wir reden viel über euch. Distanz schafft Nähe und es wird uns wieder einmal so richtig bewusst, was für tolle Menschen wir doch in unserem Umfeld haben. Wir freuen uns über die vielen Meldungen aus der Schweiz. Danke, wir schätzen das sehr!

Bis ganz bald,

Euer Zebu und die Vollis

PS: Einparken können sie nicht. Liebe Barbara - unsere einzig wahre Einparkierkönigin!!! - hier könntest Du denen mal zeigen wie seitliches Einparken richtig geht! :-)

PSS: An meine „Jungs“ zu Hause: Ihr hattet Recht, das Bier kannste nicht saufen hier. Zum Glück ist die Mauer noch nicht gebaut und es gibt noch Corona zu kaufen.

Bilder unter PEI&NB und Maine

anbei einige Handy-Schnappschüsse

rita vollenweider